2010

Lebenslauf


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"Verfasser" K. (Ralf Kotowski) wurde 1940 als Sohn eines Schlossers in Berlin-Lichtenberg geboren. Er wurde evangelisch getauft und konfirmiert. Obwohl er die Jugendweihe verweigerte, hatte er keine Schwierigkeiten, die weiterbildende Mittelschule zu besuchen.  

Nach Abschluss der Mittelschule erlernte er den Beruf eines Funkmechanikers. Diese Lehre entsprach seinen Interessen und Neigungen, was sich darin zeigte, dass er als "Bester der Lehrwerkstatt" ausgezeichnet wurde. Nach bestandener Facharbeiterprüfung arbeitete er als Labormechaniker in seinem Lehrbetrieb weiter.  

Auf Grund seiner guten Arbeitsleistungen wurde er zum Direktstudium an der Ingenieurschule für Maschinenbau und Elektrotechnik Berlin-Lichtenberg delegiert. Er schloss dieses Studium als Ingenieur für Nachrichtentechnik ab. Mit der Aufnahme des 2. Fernsehprogramms kam es innerhalb seines Betriebes zu einer Umsetzung in das Farbfernsehlabor als Messingenieur.  

1971 begann er als Videomessingenieur im zur Deutschen Post gehörenden Betrieb, Studiotechnik-Fernsehen, Berlin-Adlershof, wo er im Sendebetrieb des 2. Fernsehprogramms eingesetzt war. Es bestand für ihn keine Notwendigkeit, für diese Tätigkeit in die SED oder in eine Blockpartei einzutreten. Das war für ihn ein Glück, da er der Politik des SED-Staates immer kritisch gegenüber gestanden hatte. Für ihn war seit der Unterdrückung des Volksaufstandes am 17. Juni 1953 und dem Bau der Mauer am 13. August 1961 die DDR ein Unrechtsstaat, der seine Bürger unterdrückte, einsperrte und eine falsche Politik betrieb, die den Menschen keinen Wohlstand bringen konnte.  

Seine kritische Einstellung zur Politik der SED kam besonders zum Ausdruck, als er 1978 den Vertretern der SED seines Betriebes einen Aufruf zur atomaren Abrüstung zur Begutachtung vorlegte und anschließend fristlos entlassen wurde. Er hatte vorgehabt, den Aufruf im "Kollektiv der sozialistischen Arbeit" unterschreiben zu lassen und an den Weltsicherheitsrat der UNO zu schicken, als Alternative zu einer Resolution "Meine Stimme gegen die Neutronenbombe", die dem Kollektiv von der SED zur Unterschrift vorgelegt wurde und die man nicht unterschreiben wollte.  

Sein Betrieb vermittelte ihm eine Stelle als Lagerverwalter im Kombinat Fernmeldebau, ebenfalls einem Betrieb der Deutschen Post, wo er unter erheblichen Gehaltseinbußen gezwungen war weiterzuarbeiten. Anderen Betrieben, die Ingenieure suchten und bei denen er sich bewarb, wurde durch die Stasi verboten, ihn einzustellen, so dass er gezwungen war, die für ihn vorgesehene Stelle anzunehmen.  

Sein Gehalt wurde herabgestuft, die Posttreuevergünstigungen wurden ihm aberkannt, so dass sein Nettoeinkommen anfangs nur 50 %, später immer noch weniger als 70 % betrug. Er arbeitete unter den Bedingungen des Berufsverbotes sechs Jahre lang bis zu seiner Inhaftierung 1984.  

Die Verurteilung erfolgte nach § 219 StGB-DDR wegen "ungesetzlicher Verbindungsaufnahme". Der Hintergrund der Inhaftierung war, dass er sein Berufsverbot, d. h. seine Entlassung und seine Bemühungen, in seinem Beruf wieder arbeiten zu dürfen, prominenten kirchlichen und gesellschaftlichen Persönlichkeiten außerhalb der DDR mitgeteilt und auf deren Unterstützung gehofft hatte, nachdem seine zahlreichen Eingaben und Aktivitäten innerhalb der DDR erfolglos geblieben waren. Weil er sich in der eigenständigen kirchlichen Friedensbewegung engagierte, wo er Gleichgesinnte suchte und fand, wurde er für die Staatssicherheit interessant. Sie beobachtete und verfolgte ihn massiv und legte über ihn die OPK-Akte "Verfasser" an.

Er wurde zu einer Freiheitsstrafe von 3 1/2 Jahren verurteilt. 

1985, nach 1 1/2 Jahren Haft in Berlin-Hohenschönhausen, Potsdam, Cottbus und Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz), wurde K. von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft.


1985 Haftentlassung

Seine Ehefrau und seine 13-jährige Tochter dürften zwei Monate später in die  Bundesrepublik Deutschland nachreisen.

1986, nach halbjähriger Arbeitslosigkeit bzw. Arbeitssuche, erhielt er durch Vermittlung des Arbeitsamtes Köln eine Stelle in seinem Beruf als Videomessingenieur beim Westdeutschen Rundfunk Köln. Im selben Jahr brachte seine Frau eine zweite
Tochter zur Welt.  

2003, mit 63 trat er in den Ruhestand ein, nachdem er 18 Jahre lang beim Westdeutschen Rundfunk gearbeitet und sich dort vom Ingenieur zum gehobenen Ingenieur erfolgreich weitergebildet hatte.

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